Lifestyle - Ein neuer Trend in der Backszene: die Pop Up Bakery
 
Pop Up Bakery
Ein neuer Trend aus den USA fasst in Deutschland Fuß: die Pop Up Bakery. Der Name ist Programm, denn die Bäckereien „ploppen“ nach Ankündigung über die sozialen Netzwerke auf und öffnen ihre Pforten nur für wenige Stunden. Wie in einer ganz normalen Konditorei werden dort Kuchen und Gebäck verkauft.

Was ist das Besondere an einer Pop Up Bakery?


Es sind Kurzzeit-Bäckereien, in denen manchmal monatlich, manchmal völlig unregelmäßig die Leckereien verkauft werden. Betrieben werden sie, ähnlich wie die trendigen Guerilla-Restaurants, von Frauen, die im beruflichen Leben etwas völlig anderes machen als zu backen. Und nein, das ist keine Diskriminierung, die ausschließlich Frauen an den Backofen verbannt: 99% aller Pop Up Bakeries werden von Frauen betrieben. Es sind leidenschaftliche und oft beeindruckend perfektionistische Bäckerinnen, die ihre Muffins, Tartes und Kuchen verkaufen. Optisch sind die kleinen Kunstwerke oft nicht von den Waren eines professionellen Konditors zu unterscheiden. Eine wahnsinnige Vielfalt wird in den wenigen Stunden angeboten, in denen die Hobbybäckerin hinter dem Tresen steht und Selbstgebackenes verkauft. Und geschmacklich? Vielleicht ist es eine Illusion, aber die Backwaren aus einer Pop Up Bakery schmecken auf geheimnisvolle Weise irgendwie … besser. Man meint herauszuschmecken, wie viel Liebe in jedem Törtchen steckt, das von einer leidenschaftlichen Bäckerin gefertigt wurde.

Der Termin, an dem die Privatbäckerei ihre Pforten öffnet, wird ein paar Wochen vorher angekündigt und über altmodische Plakate und über die sozialen Netzwerke wie Twitter und Facebook verbreitet. Oft taucht die Pop Up Bakery an einem besonderen Ort auf. Buchhandlungen, Kneipen und Trendcafés, die Locations sind so vielfältig wie die Vorlieben der Bäckerinnen. Ähnlich wie die Guerilla Restaurants bewegen sich die Veranstalterinnen in einer rechtlichen Grauzone, denn der Verkauf von Lebensmitteln ist in Deutschland streng geregelt. Pop Up Bakeries und Guerilla Restaurants werden geduldet – solange diese Phänomene nicht überhandnehmen.

Worin besteht die Anziehungskraft dieser kleinen Bäckereien?


Ganz sicher ist es die Aura des Selbstgemachten, Selbstgebackenen, die den Torten und Kuchen und Cupcakes ihre besondere Anziehungskraft verleiht. Wer weiß, dass die Bäckerin Tage vorher in der Küche gewirbelt hat, dem schmeckt der Kuchen noch einmal doppelt so gut. Profit machen die wenigsten mit ihrem Hobby, und das ist ein enormer Vorteil. So können die Betreiberinnen hemmungslos experimentieren und müssen nicht unbedingt Standardware wie Erdbeerbiskuit anbieten (auch wenn der verflixt lecker ein kann). Kekse mit abenteuerlichen Aromen, pastellfarbene Schönheiten und überraschende Kombinationen in unauffälligen Törtchen kann man dort kaufen. Alles darf man mit nach Hause nehmen – wenn man a) sein eigenes Verpackungsmaterial wie die berühmten Plastikdosen mitbringt und b) sich früh genug anstellt. Lange Schlangen sind keine Seltenheit vor einer Pop Up Bakery, und auch wenn das Gerangel nicht so dramatisch ist wie beim Sommerschlussverkauf, sollte man nicht trödeln. Oft sind nach einer halben Stunde nur noch Reste übrig.

Der Charme der Veranstaltungen ist immens. Das vorwiegend junge Publikum besteht aus Freunden, Neugierigen und auch der Nachbarschaft des jeweiligen Stadtteils, zwischen Kuchen und Kaffee werden Neuigkeiten ausgetauscht. Viele der Bäckerinnen betreiben Blogs und erfreuen sich einer wachsenden Gefolgschaft, die zu gerne die im Blog vorgestellten Rezepte kosten möchte. Das alles hat etwas Familiäres und Kuscheliges an sich, das den Zeitgeist trifft – und einfach Spaß macht. Den Bäckerinnen merkt man die Freude an, ihre eigenen Kreationen an den Mann / die Frau zu bringen, und die hungrigen Naschkatzen haben Vergnügen an der entspannten Atmosphäre. In vielen größeren Städten wie Köln oder Berlin gibt es die Veranstaltungen schon, aber inzwischen ziehen auch kleinere Städte nach. Und wer weiß, vielleicht gibt es je demnächst eine Pop Up Bakery in Ihrer Stadt – mit Ihrem Kuchen?



Autor: Gunda Plewe