Sie fressen Platz in den Küchenschränken und Schubladen, sie stehen ungenutzt in der Ecke und erweisen sich als wahrer Staubmagnet: Küchengeräte. Kleine, große, bunte, chromglänzende und manchmal mittlerweile rostige Exemplare sammeln sich still und heimlich an. Freunde und Verwandte beglücken den leidenschaftlichen Hobbykoch gerne mit ausgefallenen Geschenkideen wie der Eierpresse für Frühstückseier, die das gekochte und geschälte Ei in Herzform oder in lustige Gesichter presst. Für Kinder ist das wirklich nett, aber wie oft benutzt ein Erwachsener, der noch alle Sinne beisammen hat, tatsächlich einen Eierköpfer oder einen Apfelentkerner? Ersteres brauchen nur Pedanten, zweites benötigt man eventuell einmal im Jahr, wenn die Zubereitung des Bratapfels ansteht.
Doch nicht alle seltsamen Küchengeräte sind Geschenke. Manchmal lässt man sich einfach fortreißen, sei es nachts um halb zwei vor dem Teleshopping-Kanal, auf dem sonnenbankgebräunte Damen mega-super-ewig-scharfe Schneidwerkzeuge und mehr anbieten, sei es, weil man sein eigenes Versagen beim letzten Gemüseschnitzen mit dem Kauf eines entsprechenden Gerätes kompensieren muss. Natürlich gibt es Küchengeräte, die durchaus zwiespältig aufgenommen werden. Der Reiskocher ist so ein Fall. Er verbraucht eine Menge Platz, ist aber wirklich einfach zu bedienen und man kann ihn getrost vor sich hinköcheln lassen, während man sich anderen Dingen widmet. Erfahrene Hausfrauen, die seit 30 Jahren Reis im Kochbeutel kochen, brauchen so etwas natürlich nicht. Neben den ganzen Staubfressern gibt es jedoch einige Küchenhelfer, die so merkwürdig sind, dass man ihre Existenz sogar ins Reich der Mythen und Legenden verbannen könnte. Wir haben uns umgesehen und eine Rangliste mit den zehn seltsamsten (und unnützen) Küchengeräten erstellt, die wir finden konnten, und wünschen viel Vergnügen beim Lesen!
Platz 10: der Profi-Apfelschäler
Das Gerät sieht auf den ersten Blick aus wie eine Mischung aus Schraubstock und Folterwerkzeug. Der Apfel wird aufgesteckt, so dass das Kerngehäuse gleich mit entfernt wird. Nun kann man die Kurbel drehen und der Apfel wird spiralförmig geschält. Das ganze Prozedere dauert länger, als man für das Schälen mit der Hand benötigt, und das 30 cm * 16 cm große Gerät muss auch noch gereinigt werden. Wer so etwas braucht? Arbeiter in Apfelmusfabriken vor 200 Jahren, die dann nicht mehr mit der Hand schälen mussten. Den Apfelschneider kann man auch in etwas urtümlicherem Design kaufen, dann heißt er Radischneider und wird zum Schälen von Rettich benutzt. Ebenso sinnvoll, möchte man meinen.
Platz 9: der Champagnersäbel
Ja, es gibt ihn wirklich, er hat sogar einen eigenen Eintrag bei Wikipedia – was nichts heißen muss, denn auch dort werden Märchen erzählt. Der Champagnersäbel wird benutzt, um eine Flasche des edlen Getränks zu köpfen. Das ist etwas für Könner, die täglich damit hantieren, deshalb bringt es rein gar nichts, einen eigenen Champagnersäbel zu horten. Außerdem kann der geköpfte Teil der Flasche angeblich 20 m weit fliegen, und wer möchte schon ein Glasgeschoss durch die Wohnung fliegen sehen? Wer also nicht täglich etwas zu feiern hat, der braucht keinen Champagnersäbel. Anders sieht es aus, sollte man ins Heimatland des Champagnerköpfens oder Sabrierens, wie es genannt wird, übersiedeln. In Frankreich fällt man sehr wahrscheinlich als Zugezogener unangenehm auf, wenn man dieses „Küchengerät“ nicht parat hat.
Platz 8: Der Currywurstschneider
Das batteriebetriebene Gerät wiegt etwas unter einem Kilo und funktioniert, indem man die Currywurst oben in eine Öffnung steckt, den Knopf drückt und die Bratwurst, die unten in mundgerechte Stücke zerteilt herauskommt, auf den Teller fliegen, rieseln, fallen lässt, wie auch immer. Selbst wenn man jeden Tag handgemachte Currywurst auf den Tisch bringt, ist das Gerät weder praktisch noch sinnvoll. Ein Schneidbrett und ein scharfes Küchenmesser tun es ebenso gut, wenn nicht schneller, und auch die Reinigung ist unkomplizierter. Die Nachfrage nach dem Currywurstschneider muss in den letzten Monaten dramatisch nachgelassen haben, denn das Gerät ist stark im Preis gesunken. Einst für stolze 35,- ¤ zu erwerben, bekommt man es heute für knapp 10,- ¤ nachgeworfen. Hier bewahrheitet sich eine Binsenweisheit: Geschenkt ist noch zu teuer.
Platz 7: der Weindurchlüfter
Zugegeben, er sieht schick aus in seinem gläsernen Design, und Eindruck schindet es auch, wenn man seinen Gästen mithilfe des Weindurchlüfters Kenntnisse vorgaukelt. An diesem Gerät scheiden sich die Geister. Die einen bejubeln den feinen Wein, der nicht mehr etliche Stunden vor Genuss dekantiert werden muss, die andern bekleckern sich, wenn sie den Weindurchlüfter über das Glas des Gastes halten und den eben entkorkten Wein hindurchgießen. Hier nützt es nichts, einfach jeden Wein hindurchzujagen, denn je nach Farbe und Alter muss oder darf er nicht belüftet werden. Wer gar nichts von Wein versteht, hat mit dem Gerät einen tollen Auftritt vor Gästen und Freunden, landet auch mal einen Glückstreffer, kann aber auch entsetzlich patzen, wenn er den gläsernen Durchlüfter einsetzt. Also: sinnlos, wenn er nicht mit bereits vorhandenem Weinwissen eingesetzt wird.
Platz 6: der Spaghetti-Portionierer
Spaghettiportionierer gibt es in vielen Formen und Designs, allen gemein ist ein kreisförmiges Loch, durch das die Menge an Nudeln festgelegt wird. Möglich ist auch ein Plastikring mit verstellbarem Innenleben, der misst, wie viele Nudeln in den Topf kommen. Ah ja. Wer das erste, zweite, dritte Mal Spaghetti kocht und Personen verköstigt, die einen durchschnittlichen oder genormten Appetit haben, wird das Ding brauchen können. Spätestens beim zehnten Nudelkochen allerdings funktioniert das auch mit dem guten, alten Augenmaß. Oder mit der Küchenwaage.
Platz 5: die Doppel-Saftpresse
Dieses „pfiffige“ Gerät ist eine handelsübliche Saftpresse, mit der man Zitrusfrüchte per Hand auspresst, also nichts Außergewöhnliches – bis auf die Tatsache, dass die Saftpresse hier im Doppelpack kommt. Zwei Saftpresseinheiten in einem sollen die Zeit sparen. Die Absicht dahinter ist, mit beiden Händen gleichzeitig die halbierten Zitronen oder Orangen auszupressen. Das spart Zeit … soooo viel Zeit. Dumm nur, dass nun, während beide Hände eifrig drehen und drücken, keine dritte Hand zum Festhalten des Geräts da ist. Für dieses Küchengerät ist die Welt erst dann bereit, wenn die Menschheit über einen dritten Arm verfügt.
Platz 4: der Tomatenstrunk-Entferner
Hübsch ist er ja, das muss man zugeben. Glänzende Edelstahloptik und eine schöne Form, die zudem noch gut in der Hand liegt, dazu Hersteller, die man als seriös und als Vertreiber außerordentlich begehrenswerter Küchengeräte schätzen gelernt hat. Trotz all dieser schlagkräftigen Argumente und trotz des günstigen Preises sollte man eine Nacht darüber schlafen, bevor man sich das Teil zulegt. Denn wann benötigt man einen Tomatenstrunk-Entferner wirklich? Natürlich kann man das Gerät zweckentfremden und auch Erdbeeren von ihrem hässlichen Anhängsel entfernen, aber mal ehrlich: Tut es nicht auch ein kleines Küchenmesser? Aber, wie gesagt, der Tomatenstrunkentferner ist so hübsch, so klein, dafür ist in der Schublade immer Platz … und es gibt ihn auch als speziellen Erdbeerstrunkentferner in entsprechend grün-roter Optik …
Platz 3: der Kokosnuss-Ausraspler
Es handelt sich um ein hölzernes Gerät, das in die halbierte Kokosnuss gesteckt wird. Nun kann man loslegen und raspeln. Seinen Ursprung hat das Gerät in Afrika. Klar, dort macht es Sinn, dort wachsen Kokosnüsse. Was man in unseren Gefilden damit soll, bleibt einfach rätselhaft.
Platz 2: die Ketchup-Pistole
Es gibt ein Küchengerät, das Ketchup verschießt. Muss man dazu noch etwas sagen? Der lustige Effekt, seine Pommes mit Ketchup aus einem wasserpistolenähnlichen Gerät zu erschießen, macht die aufwendige Reinigung nicht einmal annähernd wett – wobei man fairerweise zugestehen muss, dass die Sauce in Kartuschen gefüllt werden kann und sogar zwei zum Wechseln zwischen Ketchup und Mayo oder Senf mitgeliefert werden. Nach dreimaligem Bedrohen und Erschießen nutzt sich der Effekt ab, zumindest wenn man das 8. Lebensjahr vollendet hat.
Platz 1: die Entenpresse
Schlappe 3.3375 ¤ kostet sie beim Versandhändler – da lohnt sich die Anschaffung. Wie viele Geflügelknochen muss man auspressen, damit sich die Anschaffung rentiert? Wer also regelmäßig die Blutente zubereitet, für den ist eine Entenpresse unabdingbar. Zugegeben, Platz 1 verdient dieses Gerät auf unserer Liste nicht nur wegen des horrenden Preises, sondern auch, weil das oben erwähnte Gericht, die Blutente, gespenstergleich im Raum steht. Ein Küchengerät, das zur Zubereitung eines solchen Gerichts benötigt wird, ist vielleicht in der gastronomischen Praxis nicht überflüssig, sollte es aber aus ganz individueller Sicht einfach sein. Wem Blutenten unbekannt sind, der googelt einfach mal – die Verfasserin möchte jetzt niemandem den Appetit verderben. Außerdem ist es jetzt Zeit, die Küchenschränke auszumisten – dort liegt, glaube ich, noch der eine oder andere Apfelportionierer… Autor: Gunda Plewe |