Was wäre der Sommer ohne Eiscreme? Richtig, es würde einfach etwas fehlen. Denn ein leckerer Eisbecher rundet einen heißen Sommertag erst so richtig ab. Kompliziert wird es jedoch, wenn man nicht auf die beliebten Klassiker Schokolade, Vanille oder Erdbeere zurückgreifen will. Die Auswahl an verschiedenen Eissorten ist groß und die Eismacher kreativ wie nie.
Längst vorbei sind die Zeiten, in denen Eiscreme in besonders grellen Farben wie Engelsblau oder Giftgrün die Kunden an die Verkaufstheken lockten oder Eismacher sich von Süßigkeiten wie Raffaelo, Snickers und After Eight inspirieren ließen. Heute finden sich Eissorten wie Marshmellow-Kaugummi, Lavendel-Honig, Aloe Vera-Kaktus oder Zitrone-Basilikum in der Auslage. Auch Filme hinterlassen ihre Spuren im Eisbecher, wie das rot-blaue mit Schokosoße durchzogene "Spider-Man"-Eis und der beliebte "Biene Maja"-Eisbecher für die kleinsten Eisliebhaber. Wer bei all der Vielfalt seinen Favoriten noch nicht gefunden hat, kann ja mal diese verrückten Eiskreationen versuchen:
Total verrückt: Ein Eis namens "Baby Gaga"
Während die schrille Sängerin Lady Gaga die Charts erobert, kamen die Betreiber des Londoner Eis-Cafés "The Icecreamists" im Szeneviertel Covent Garden auf eine schräge Idee: ein Milchcreme-Eis aus Muttermilch. Ein Name war schnell gefunden, das Eis wurde auf "Baby Gaga" getauft. Die pasteurisierte Muttermilch wird mit Vanille aus Madagaskar und Zitronenschalen verfeinert, erste Testesser beurteilten den Geschmack wie den eines normalen Joghurt-Eis. Allerdings bekommt man für den Preis einer Portion "Baby Gaga" wohl gleich mehrere Liter Joghurt-Eis. 14 Britische Pfund, umgerechnet stolze 16,30 Euro, kostet eine Portion, was Erfinder Matt O'Connor mit der aufwendigen Beschaffung von Muttermilch erklärt. Um die große Resonanz der Kunden befriedigen zu können, suchten die Betreiber des Cafés per Zeitungsannonce nach Spenderinnen. Es meldeten sich 15 Mütter. Der Einsatz wurde auch vergütet, für 250 ml erhielten die Damen 15 Britische Pfund. Nicht begeistert waren jedoch die staatliche Lebensmittelaufsicht und Sängerin Lady Gaga. Das Eis musste vom Markt genommen werden, da zunächst untersucht werden musste, ob das Eis eventuelle Gesundheitsrisiken birgt oder gegen Lebensmittelgesetze verstößt. Lady Gaga forderte "The Icecreamists" auf, den Namen der Eissorte zu ändern, sie wolle nicht mit dem Produkt in Verbindung gebracht werden. So verrückt ist sie nun wohl doch nicht.
Darf es noch eine Kugel Räucheraal-Sahne sein?
Während man hierzulande über Muttermilch im Eis den Kopf schüttelt, widmen sich die Japaner lieber gleich ihrem Fischeis. Wie bitte, Fischeis? Ja! In Japan ist man auf den besonderen Geschmack gekommen. Für ihren Eisgenuss verwenden sie Fisch, Krabben, Algen, Tintenfische und sogar Quallen. Quallen-Eis sei reich an Eiweiß, als Sorbet zudem kalorienarm, heißt es. Doch wie lassen sich Eisgenuss und Fischgeruch miteinander vereinbaren? Die Japaner setzen auf Alkoholbäder, legen ihre Fischfilets mehrere Stunden in verschiedene Spirituosen ein, so verfliegt der penetrante Geruch. Und das Eis wird besonders cremig und geschmeidig. Dem Erfindungsgeist sind keine Grenzen gesetzt. Ob Garnelen-, Kraken- oder Räucherall-Sahne-Eis, nichts ist unmöglich. Dagegen wirken Eiskreationen mit Wasabi, Senf oder Grünem Tee mit Sojasoße verhältnismäßig unspektakulär. Selbst dem berühmtesten Vampir aller Zeiten ist ein Eis gewidmet: "Dracula: The Premium". Ob sich der Herr Graf allerdings dieses Dessert mit Knoblauchgeschmack genehmigen würde, ist eher unwahrscheinlich. Ungewöhnlich ist auch die Idee, aus Ziegen- oder Schimmelkäse, wie z.B. Roquefort, Eis herzustellen. Geschmacklich mag dies vielleicht nicht jedermanns Sache sein, doch die Idee ist naheliegend, wird Eiscreme doch auch aus Milchprodukten hergestellt.
Auf zur Eisprobe: Riesling-Eis für Genießer
Gourmets können sich ihr eigenes Feinschmeckermenü auf einer Eiswaffel zusammenstellen. Besonders gut zu Fisch und Käse passt ja bekanntlich Weißwein. Gerade in Weinanbaugebieten wird immer öfter auch Eis aus Wein angeboten. So wie bei Carmelo Zambuto aus dem hessischen Hochheim. Der kreative Eismacher hat in seiner Eisdiele "Orchidea" das Riesling-Eis erfunden. Die wichtigste Zutat, den Riesling, liefert ein benachbartes Weingut. Dass Wein in dem erfrischenden Dessert enthalten ist, schmeckt man beim Abgang, wie der Weinexperte sagen würde. Aber Angst um seinen Führerschein, muss man nicht haben. Auf einen Liter Milch kommen laut Zambuto nur 30% Alkohol. Der Genuss der Eiscreme ist also unbedenklich für die Fahrtüchtigkeit. Eiskreationen auf Alkoholbasis sind nicht selten in den Eisdielen. Köstliche Sorbets aus Cidre und Wodka oder Eiscreme aus diversen Fruchtlikören sorgen für ein beschwipstes Geschmackserlebnis. Doch egal, wie man sein Eis diesen Sommer genießt, es gilt: Auch beim Eis ist erlaubt, was schmeckt. Die Frage nach den persönlichen Vorlieben gleicht der Ergründung des bevorzugten Verhaltens beim Eisverzehr: schlecken, löffeln oder lutschen? Bunt wird es im Eisbecher diesen Sommer auf jeden Fall - und Langeweile ist noch lange nicht in Sicht. Autor: Jutta Ladwig |